Pflügen
Neben der Schaffung messbarer und vergleichbarer Bewertungskriterien kommt den Wettbewerben des Leistungspflügens aber noch weitreichendere Bedeutung zu: sie sind Berufswettbewerb, landwirtschaftliche Brauchtumspflege sowie Öffentlichkeits- und Imagearbeit zugleich.
Nach der Katastrophe des zweiten Weltkriegs wuchs in vielen Ländern die Erkenntnis, dass eine ausreichende Produktion an Nahrungsmitteln einen wesentlichen Beitrag für die Friedenssicherung darstellt. Unter dem Motto „pax arva colat“ – „Der Friede bestelle das Land“ entstand mit der Gründung der Weltpflügerorganisation (WPO) im Jahre 1953 eine weltweite Friedensbewegung mit dem Ziel, verbesserte Bodenbearbeitungsmethoden zu etablieren und den internationalen Verbund der Landwirte zu stärken.
Dabei ist das Leistungspflügen keineswegs eine Erscheinung der Neuzeit. Bereits im 8. Jahrhundert, beim Vordringen der Sachsen auf den britischen Inseln, sollen die Neuankömmlinge den Alteingesessenen bei großangelegten Pflugschauen mit Ochsengespannen ihre Überlegenheit im Ackerbau demonstriert haben. In späteren Zeiten gingen Könige und Kaiser beim Demonstrationspflügen oft selbst hinter dem Pflug, um ihre Bauern von der Notwendigkeit einer ordentlichen Bodenbearbeitung zu überzeugen.
Die Leistungsschau der Landwirte soll neben dem Berufswettkampf auch dazu dienen, den Stellenwert der Landwirtschaft und der Bodenbearbeitung in der breiten Bevölkerung zu steigern und ein Verständnis für die ökonomischen und ökologischen Zusammenhänge in der Nahrungsmittelproduktion zu schaffen.
Auf zwischenmenschlicher Ebene bieten die Wettkämpfe darüber hinaus eine Möglichkeit zum lokalen, nationalen und internationalen fachlichen Austausch zwischen Landwirten und steigern dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl eines lebensgrundlagenschaffenden Berufszweigs.